Von Herz zu Herz

Eine Belehrung von Gyalwang Karmapa in Gyuto, am 18. April 2009. Dies sind meine Notizen, nicht vollständig und nicht perfekt. Vielleicht können sie doch etwas von den Worten oder viel mehr von der Präsenz von Gyalwang Karmapa weitergeben.

“Wie es in der öffentlichen Audienz Tradition ist, verbinde ich mich mit euch allen durch die mündliche Übertragung der Chenrezigpraxis.

Damit wir diese Praxis ausführen können, müssen wir die Merkmale von Chenrezig verstehen. Dieses Verständnis ist sehr wichtig. Mit diesem Verständnis können wir mit dem eigentlichen Üben beginnen. Die Essenz von Chenrezig ist Liebende-Güte und Mitgefühl. Diese Essenz erscheint in der Form von Chenrezig.
Normalerweise, wenn wir über Liebende-Güte und Mitgefühl sprechen, bewegen wir uns auf einem intellektuellen Level. Die Authentizität der Gedanken scheint verloren zu gehen. Es sollte ein Interesse da sein mit dem Herzen nach Aussen gehen zu wollen, wo immer Hilfe benötigt wird. Liebende-Güte und Mitgefühl sollten authentisch werden, tief gefühlt, damit wir helfen und Schutz geben wollen. Vielfach, wenn es darum geht, Mut zu haben, denken und sprechen wir über Mitgefühl und sind damit zufrieden. Wir machen Gebete mit einem Gefühl, das nicht wirklich aus ganzem Herzen kommt und deshalb geht das Mitgefühl nicht tiefer. Es scheint, dass wir manchmal mehr Ratgeber sind und es auf einer Gesprächs-Ebene belassen. Wenn wir jedoch ein etwas authentisches Gefühl entwickeln, erkennen wir, dass mein Leiden und das der anderen das Gleiche ist.

Was heisst es dann, sich in liebender Güte und Mitgefühl zu üben?
Grundsätzlich heisst es sich zu öffnen, sein Herz ganz zu öffnen. Der Grund, warum ich das sage ist, weil es scheint, dass die Leute häufig eng werden und sich zurückziehen, wenn sie Leiden sehen. Ein Gefühl wie wenn man in einem eisernen Käfig eingeschlossen ist.
Authentisches Mitgefühl bedeutet, dass wir wirklich unser Herz öffnen.
Wir haben Gewohnheiten. Wenn wir viel Leiden sehen, (dafür müssen wir nicht weit gehen, denn im Fernseher sehen wir alles über das Leiden) was ist dann unsere die Reaktion darauf? Wir ziehen uns zurück.
Es ist wahr; das Leiden der anderen kann manchmal wirklich überwältigend sein. Doch sehen wir als Erstes unser eigenes Leiden, können wir von da aus den Wunsch kultivieren, uns jedem Leiden zu öffnen.
Wie können wir unser Herz öffnen?
Wir sollten uns nicht durcheinanderbringen lassen durch (einen Knopf) ein enges Gefühl im Bauch. Wenn wir Leiden begegnen, sehen wir dies als eine Möglichkeit an, um zu trainieren.
Die Geschichten der grossen Meister der Linie können uns dabei inspirieren. Diese haben diese Reise alleine gemacht. Wir könnten denken, dass sie einfach die ganzen Schwierigkeiten hinter sich lassen wollten, doch wenn wir wissen, was diese Meister erreicht haben, sehen wir, dass diese Meister sich wirklich vollkommen geöffnet haben. Sich in die Einsamkeit zu begeben mit der Motivation; zum Wohle aller Wesen, ist der erste Schritt, damit wir unser Herz zu allen Wesen hin ausdehnen können. Dann folgen Körper und Rede.
Wir müssen beginnen uns in die Richtung des Leidens hinzubewegen, ohne uns innerlich zurückzuziehen und einen unnötigen Knopf von Leiden im Bauch zu kreieren.
Es ist nötig, dass echtes Mitgefühl in unserem Herzens-Geist entstehen kann. Ohne dies, haben wir eine Haltung, die sich nicht bewegen lässt, wir scheinen keine Mittel und Methoden zu haben und bleiben stecken. Mittel und Methoden um Mitgefühl zu trainieren gibt es jedoch viele.
Die Leute scheinen viele verschiedene Arten von Gedanken zu haben, die keine Substanz haben und keine Hilfe sind. Dann kreisen sie in diesen Gedanken und nehmen dies als Entschuldigung nicht zu handeln.

Ich selber trainiere in Liebender Güte und Mitgefühl so oft ich kann.
Wenn ich Mitgefühl kultiviere, schaue ich, dass es eine ‘Herz zu Herz-Praxis’ ist und nicht etwas Philosophisches.
Wenn wir Mitgefühl entwickeln, sollten wir nicht ein sofortiges Resultat erwarten. Diese Praxis hat zu tun mit Integrität und einer ausgedehnten Herz zu Herz-Erfahrung die Sicherheit und liebevolle Zuneigung vermittelt.

Was ich hier betonen will, dass es notwendig ist, richtig zu trainieren. Wir brauchen liebende Güte und Mitgefühl, das natürlich entsteht, das stabil ist, voller Energie.
Vielleicht ist es besser in kleinen Schritten zu trainieren auf Verschiedenste indirekte Wege, wie z.B. Abfall aufheben und an den richtigen Ort tun. Etwas das uns sogleich ein Gefühl von Zufriedenheit gibt. Besser in kleinen Schritten zu gehen die von indirekter Hilfe sind als all diese Ideen über Mitgefühl zu kultivieren. Das Beste ist, auf eine realistische Art zu beginnen.
Vielleicht denken wir, dass wir Mitgefühl empfinden, wenn wir herumgehen und Schokolade verteilen, doch dies kann sehr seltsam wirken. Wenn wir jedoch richtig trainiert haben und dann Schokolade verschenkt, kann das Resultat anders sein.
Ohne die Saat richtig zu säen, ist sie nicht brauchbar.

Du kannst den Sinnen die Fähigkeit geben, Liebende-Güte und Mitgefühl auszudehnen. Du kannst mit den Augen des Mitgefühls schauen, dies ist sehr effektiv, da die Augen mit deinem Herzen und deinem Training verbunden sind. Du kannst auch dem Geräusch des Leidens zuhören.
Bleibe nicht stecken!
Danke!

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