Vergänglichkeit – nicht auf dem Kissen
Die Tage sind
voll mit tiefer Praxis, in der wir immer mehr auf die Schliche kommen, wir wie
uns selber und anderen Leiden verursachen und welche Mittel wir anwenden können
um uns von diesen unheilsamen Gewohnheitsmustern und Handlungen zu befreien.
Auch entdecken wir immer mehr Orte der Stille in uns selber und es öffnen sich
Türen zu Qualitäten die wir gar nie richtig in uns selber gesehen haben.
Um 5.15 Uhr
morgens beginnen die ersten Praktizierenden mit dem Füllen der Wasserschalen
auf dem Altar als Gabe an die Buddhas und Bodhisvattas damit um 6.00 Uhr alles
bereit ist für die erste Session.
Der ganze Tag ist
der Praxis gewidmet bis wir um 21.30 Uhr mit den letzten Widmungsgebeten den
Tag abschliessen. Einige von uns treffen uns danach in der kleinen
Meditationshalle um in einer kurzen Praxis von Chö die letzten Gaben
darzubringen.
Gewöhnlich kehren
wir vier Nonnen so um 22.00 Uhr zu unseren Zimmern zurück,- so auch am 7.
September. Bis ich etwas vor Mitternacht spürte wie sich mein Bett zu bewegen
begann, noch halb schlaftrunken versuchte ich meine Gedanken und diese
Bewegungen zu sortieren als Nangpel schon mit lauter Stimmer rief: „Raus aus
dem Zimmer, Erdbeben!“
Da standen wir
all vier, hielten uns, rezitierten Mantras und warteten bis es sich die
Bewegungen etwas beruhigten. Sobald wir wieder laufen konnten, schauten wir ob
alle Leute aus den Zimmern kommen konnten und ob alles in Ordnung ist. Damcho
und Nangpel gingen zu den verschieden Gruppen die zusammen standen und gaben
einige Instruktionen für das Rezitieren von einem Mantra und ein paar
beruhigende Worte.
Zum Glück,
wissend das es ein Erdbeben gefährdetes Gebiet ist, haben all Praktizierenden
vor etwa 10 Tagen ganz klare Instruktionen erhalten, was zu tun ist im Falle
eines Erdbeben und somit haben sich die Leute in den Verabredeten Punkten
versammelt.
Gashähne wurden
vorsichtshalber zugedreht und ein Praktizierender, der Architekt ist, zusammen
mit einer der Organisatorinnen, checkte alle Zimmer. Wir blieben 40 Minuten
draussen um zu schauen ob noch Nachbeben kommen werden und kehrten dann zurück
zu unseren Betten.
Um 6.00 Uhr am 8.
September begannen wir wie gewohnt unsere erste Session mit Zuflucht und
Bodhichitta. Wir hatten kein Licht und keinen Strom jedoch alle unsere Herzen
wollten sich einer Zuflucht zu wenden, die mehr Stabilität und Sicherheit gibt
als alles was wir sonst für Sicher und Schutz halten. Somit war es eine Session
welche durchdrungen war mit der Erfahrung wie unglaublich fragile unser
menschliches Leben und unsere Lebensbedingungen sind und wie schnell sie sich
drastisch verändern können. An keinem anderen Morgen war eine solche Intensität
in der ganzen Meditationshalle zu spüren.
Nach dem
Frühstück gab Damchö einen Dharmavortrag in dem sie betonte wie wichtig es ist,
dass wir dieses Erlebnis in unsere Praxis nehmen und unsere formale Praxis auf
dem Kissen somit mehr real und wirklich werden lassen. Was immer an Erfahrung
oder Gefühlen auftauchen, mit diesen können wir arbeiten. Da wir mit einem
Schreck davon gekommen sind und wirklich ideale Bedingungen haben um unser
Geist und Herz zu öffnen, können wir unsere Energie ganz dazu nutzen um an die
Leute und Tiere zu denken, welche sehr stark von diesem Erdbeben betroffen
wurden. Die Dörfer und Städte nahe der Küste haben einige Leben zu beklagen und
viele Menschen sind ohne Obdach.
Dies ist noch
mehr ein Grund sich ganz nach innen zu richten um all die Qualitäten zu stärken
die uns helfen eine Quelle von Güte, Mitgefühl und geschickten Handelns zum
Wohle der Wesen und der Welt zu werden.
Somit tauchten
wir noch ein bisschen tiefer in den Rhythmus des Retreats mit einem Herzen weit
offen für alle Wesen die Leiden.
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