Die Kraft der Wunschgebete
In einer Woche brechen wir nach Bodhgaya auf, zu dem
alljährlichen großen Treffen, „Mönlam“ eine Art Wunschgebets-Festival (vor 15
Jahren waren es für mich noch Musik- Festivals (c: ).
Darum habe ich gedacht, wäre es keine schlechte Idee
etwas über Wunschgebete zu schreiben.
Die Inspiration für die folgenden Worte kamen aus drei Vorträgen, welche
die Ehrwürdige Damcho für einen Online Dharma Kurs gab.
Eine gute Frage wurde einst gestellt und scheint in
mehreren Köpfen zu schwirren: Was machen die Buddhisten eigentlich wenn sie
beten? Wenn sie an keinen Gott glauben an wen richten sie dann ihre Gebete?
Ja, was machen wir wenn wir beten?
Zu , Beginn besteht ein grosser Wunsch nach Verwirklichung um dadurch optimal für allen
Wesen von grossem Nutzen sein zu können. Somit sind die Wunschgebete eine Art
Brücke zwischen dem Jetzt und der Zukunft- etwas ist Jetzt präsent dass wir
gerne in Zukunft leben möchten.
Mit unseren Wunschgebeten drücken wir aus was für eine
Zukunft wir gerne hätten. Darum gehen den Wunschgebeten folgende Fragen voraus:
Was für eine Zukunft möchten wir für diese Welt? Was für eine Gesellschaft
möchten wir? Was für Qualitäten wollen wir in uns kultivieren? Was für einen
Umgang zwischen den Menschen, Menschen und Tieren, Menschen und Natur wünschen
wir uns? Etc.
Ohne uns diese Fragen bewusst zu stellen, kann es leicht passieren,
dass wir alle gemeinsam in eine Richtung steuern in die wir eigentlich nicht
gehen wollen.
Der Buddhistische Weg- wie auch viele andere spirituellen
Wege- sind Wege der Wachheit, die uns aufwecken
und erinnern: Wo ich bin und wohin ich gehe..
In den Wunschgebeten anerkennen wir ganz klar unsere
momentanen Einschränkungen, jedoch können wir auch erfahren, dass unser Geist
frei von allen Schranken ist und somit sind die Wunschgebete ein Instrument um
die Samen des Unvorstellbaren zu sähen. Wie würde es sich anfühlen, wenn mein Geist
von unvoreingenommener Liebe durchdrungen ist, welches kein Lebewesen ausschließt,
frei von jeglicher Aversion und Anhaftung? Wie wäre es, wenn keine äußeren
Schwierigkeiten meinen inneren Frieden erschüttern könnten? Wie wäre es wenn
jede meiner Handlungen nur Nutzen für die Wesen bringen würde? Wie wäre es wenn
ich in jeder Situation genau wüsste, was das Heilsamste
Beste für mich und für andere ist?
Dank unserer Vorstellungskraft können wir uns dies
vorstellen.
Je klarer und
deutlicher wir uns diese Ziele vorstellen können und Vertauen entwickeln , desto
tiefer und authentischer werden unsere Wunschgebete.
Je authentischer unsere Wunschgebete werden, desto mehr
sind wir gewillt alle möglichen
Schwierigkeiten auf uns zu nehmen um unseren Zielen näher zu kommen.
Die Wunschgebete limitieren sich jedoch nicht nur auf
unser Leben und unsere Entwicklung. Auch
wenn dies der Beginn ist, trainieren wir uns darin diese persönlichen Wünsche
so weit wie möglich auszudehnen bis sie wirklich alle Lebewesen und die Welt
als Ganzes umfassen. Dies nicht nur zu sagen sondern auch im Herzen zu spüren
braucht etwas Übung.
Jedoch alleine schon diese Handlung, nicht nur für uns
selbst zu beten, sondern für alle fühlenden Wesen kann unseren Geist und unser Herz
öffnen und ausdehnen. Wenn wir zum Beispiel in schwierigen Situationen stecken,
ist es natürlich, dass wir wollen, dass die Dinge sich ändern. Um da nicht in einem
engen Denken festzustecken, kann es sehr hilfreich sein mit Wunschgebeten unser
Herz zu öffnen und uns mit allen verbinden die in diesem Moment oder in ihrem
Leben das Gleiche erleben oder erlebt haben. Wenn wir zum Beispiel krank sind
und dann den Wunsch haben gesund zu sein- einen starken, gesunden Körper zu
haben dann können wir diesen Wunsch ausdehnen für alle die Personen die wir
kennen die in diesem Moment auch krank sind. Dann für alle diejenigen, die in
den Spitälern mit schweren Krankheiten liegen, dann für all die Menschen die z.B.
an Ebola leiden, bis wir in unseren Gedanken alle Menschen und Tiere auf dieser
Welt umfassen, welche Leiden durch eine Krankheit erfahren. So können wir
folgende Wunschgebete in unserem Herzen entstehen lassen. „Genau wie ich nicht
leiden möchte, möchte keiner dieser fühlenden Wesen leiden. Darum wünsche ich
mir dass ich und alle die wie ich Fieber haben und alle anderen Wesen auf
dieser Welt frei von Krankheiten sind. Mögen wir uns alle an einem gesunden
Körper erfreuen. Mögen wir alle heilsame medizinische Versorgung genießen.“Etc.
Schon allein das Kultivieren dieser Wünsche wird uns
einen anderen Umgang mit schwierigen Situationen erlauben.
Etwas, das es zu beachten gilt ist, dass wir nicht in einem
Gefühl von „Fehlen“ oder „Brauchen“ stecken bleiben, sondern wir versuchen die
Wunschgebete von einem Ort in unserem Herzen zu entwickeln, wo die Zuversicht
und das Vertrauen ruht. Wir kultivieren die Gewissheit, dass es Schritt für Schritt
möglich ist, näher an die Realität dieser Wünsche zu kommen. Wir lernen den Mut
zu entwickeln die Wünsche so groß und weit zu machen- nicht mit dem Gefühl der
Hilflosigkeit oder des Beschönigen, nein, sondern mit der tiefen Überzeugung in
das Gute und Reine das in jedem von uns steckt und dem starken
Verantwortungsgefühl für das Wohlbefinden von jedem Lebewesen.
Mögen wir alle den Mut, das freudvolle Bemühen, den
Durchhaltewillen und das Mitgefühl entwickeln um unsere edelsten und größten Wünsche
verwirklichen zu können.
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