Sich für eine ernsthafte Diskussion hinsetzen

Wie im Flug sind diese zwei unglaublich intensiven, wertvollen, reichen Studienmonate vergangen und gestern ist nun auch unser 10-Tages-Retreat zu Ende gegangen.

Als einen weiteren (etwas mehr ausführlichen als die letzten zwei Einträge) Geschmack aus unseren Studienzeit möchte ich hier einen kleinen Auszug aus den Belehrung weitergeben:


Die Natur unseres Geistes ist Klarheit und Bewusstsein. Drei Faktoren spielen eine wesentliche Rolle, welche unseren Geist aus seinem natürlichen Frieden stört und unter die Macht der verblendeten Emotionen (wie Gier, Wut, Stolz, Eifersucht etc.) bringt

1. Äussere Objekte/Personen/Situationen welche unsere „Knöpfe“ der Kleshas (verblendeten Emotionen) drücken
2. Unsere falsche Sichtweise, welche diese Objekte/Personen und Situationen permanent, wirklich inhärent existierend und eigenständig existierend betrachtet
3. Unsere gewohnten Muster, welche genährt, vertieft und gefördert werden seit anfangsloser Zeit

Die äusseren Objekte, Personen und Situationen können wir nicht einfach alle zum verschwinden bringen oder alle so formen, wie wir das gerne hätten (- obwohl wir dies immer wieder versuchen, jedoch immer wieder erfahren müssen, dass dies auf lange dauer nicht funktioniert). Auch ist es uns nicht möglich einfach so, von einem Tag auf den anderen, alle unseren gewohnten Muster loszuwerden.
Somit ist die falsche Sichtweise der Faktor and dem wir wirklich gerade jetzt arbeiten können um unsere verblendeten Emotionen zu verringern und unseren friedlichen Geist zurückzugewinnen.
Jedoch bringt es nicht sehr viel wenn wir unsere falsche Sichtweise/ unsere Ignoranz einfach loshaben wollen, noch wenn wir sie einfach ignorieren. Was wir machen können ist uns mit unserer Ignoranz für ernsthafte Diskussionen hinzusetzen.
Wenn wir zum Beispiel häufig wütend sind, dann ist es gut, sich mal hinzusetzen und sich zu fragen von wo diese Wut denn wirklich kommt, welche Sichtweise wir kultivieren, wenn wir wütend sind, wie wir das Objekt unserer Wut betrachten wenn wir wütend sind und wie wir es betrachten wenn wir nicht wütend sind. Somit können wir langsam etwas klarer erkennen, dass das Objekt der Wut nicht inhärent schlecht sein kann, da es sogar von mir selbst oder von anderen Personen in anderen Situationen nicht ein Objekt der Wut ist. Falls das Objekt der Wut inhärent schlecht wäre, dann müssten es alle Personen auf dieser Welt als schlecht betrachten. Weiter können wir erkennen wie unglaublich fest und permanent wir in einem Moment der Wut die Dinge wahrnehmen, jedoch aus etwas Distanz betrachtet können wir sehen wir wechselhaft und veränderliche die Dinge sind. Somit gibt es viele Argumente die wir mit dem Geist immer und immer wieder durchgehen müssen um diese falschen Sichtweisen mehr und mehr zu verringern und damit unsere Weisheit mehr und mehr durchscheinen zu lassen. Weisheit bedeutet, dass wir die Dinge so wahrzunehmen wie sie sind, als vergänglich, entstanden und vergangen durch Ursachen und Umstände und somit frei von inhärenter Existenz. Wenn wir dies erkennen, können sich auch unsere gewohnten leidbringenden Muster eine heilsame Richtung annehmen und somit kann unser Geist mehr frieden finden und glücklicher sein. Wenn dann die äusseren Objekte/Personen oder Situationen versuchen unsere „Knöpfe“ zu drücken haben wir den Frieden nicht gleich zu reagieren da wir erkennen, dass ein alter Film ablauft, der seine Attraktivität verloren hat.
Jedoch bis wir diesen inneren Gleichmut verinnerlicht haben, ist es unser Job immer und immer wieder zu erkennen, was es wirklich ist das uns und anderen immer und immer wieder Leiden verursacht und auf Grund dessen mit dem verblendeten Geist zu diskutieren.

Drupon Khenpo gab uns deutlich zu verstehen, dass diese Diskussionen mit dem Geist besser dann statt finden, wenn wir nicht grad voll und ganz im Strudel unserer verblendeten Emotionen sitzen. Ein guter Moment jedoch ist, wenn wir etwas ruhiger sind aber den Schmerz und den Unfrieden der verblendeten Emotionen verspüren und somit wirklich aus den alten Reaktionsmustern ausbrechen zu wollen.

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